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Das Klarinettenblatt. Das Saxophonblatt.
Bauanleitung von Hanstoni Kaufmann
Das Klarinettenblatt. Das Saxophonblatt.
✓ Fachliteratur für Klarinette
✓ Gebundene Ausgabe, Deutsch
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Inhalt
Klarinettist_innen und Saxofonist_innen träumen von Blättern mit idealen Spiel- und Klangeigenschaften. Dieses Buch zeigt auf, wie dieser Traum weitgehend verwirklicht werden kann. Es ist eine Bauanleitung, um unsere Blätter von Grund auf selbst zu bauen. Die dem Rohrholz innewohnenden Gesetze werden vom Anbau bis zum fertigen Blatt beschrieben, zur Kenntnis genommen und nutzbar gemacht, um möglichst optimale Klang- und Spieleigenschaften zu generieren. Dieses Lehrbuch ist für alle Spiellevels, für Studenten, für die professionell tätigen Orchestermusiker_innen und Solist_innen sowie für alle Amateure gleichermaßen praktikabel. Die Anleitung ist auf alle Instrumentengrößen und historische Instrumente übertragbar.
Zum Autor:
Hanstoni Kaufmann absolviert das Lehrdiplom an der MHS Luzern und studiert bei Alfred Prinz, (Solo-Klarinettist der Wiener Philharmoniker). Alfred Prinz spielte Blätter, »Made by Hanstoni«. Er hat 35-jährige Blattbauerfahrung für alle Mundstücktypen und Klarinettengrößen. Seine Blattbaukurse bringen ihn an Hochschulen, Vereine und Einzelpersonen nach Österreich, Deutschland, Südtirol Italien, Japan und in die Schweiz. Er ist ebenfalls Autor des Fachbuchs »Klarinettenblätter korrigieren«.
Interview mit Hanstoni Kaufmann:
Herr Kaufmann, warum sollte man als Saxofonist_in/Klarinettist_in eigene Blätter bauen? Es gibt schließlich genügend Hersteller, die bereits fertige Blätter zum Kauf anbieten…
Viele Klarinettist_innen und Saxofonist_innen sind mit ihren Blättern nicht zufrieden. Sie wünschen sich bessere und vor allem solche, die sie beim Musizieren nicht im Stich lassen. Mit dem Eigenbau soll und kann eine echte Verbesserung dieser Situation eingeleitet werden. Die Qualität eines eigenen, annähernd »perfekt« geschnittenen Blattes ist unerreicht. Bei der industriellen Herstellung von Blättern laufen die Arbeitsprozesse sehr schnell ab, müssen sich rentieren. Durch diese schnellen Fertigungstechniken leidet das an und für sich sehr sensible Rohrholz beträchtlich. Qualitätseinbußen sind so unumgänglich. In der Oboenschule von Henri Brod vom Anfang des 19. Jahrhunderts lesen wir: »Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir die Rohre (Blätter) selbst herstellen können. Talent und vielversprechende Anlagen verschwinden gänzlich, wenn wir diesen wichtigen Punkt vernachlässigen. Natürlich können wir zu guten Rohren (Blättern) kommen, wenn wir unsere Lehrer (Blatthersteller) darum bitten. Aber viel vorteilhafter ist es, diese selbst herzustellen, müssen sie doch genau mit unseren Lippen, Zähnen und Gewohnheiten übereinstimmen. Niemand kann besser all diesen kleinen Bedingungen genügen als wir selber, Bedingungen, die die Vortrefflichkeit unseres Musizierens bewirken. Die Rohrherstellung (Blattherstellung) bietet keine großen Schwierigkeiten, wenn man mit gutem Werkzeug und gutem Schilfrohr ausgerüstet ist.«
Wieso ist es für Doppelrohrblatt-Bläser selbstverständlich, eigene Rohre zu bauen, während Klarinettist_innen und Saxofonist_innen ihre Blätter eher selten selber bauen?
Doppelrohre sind viel kostspieliger und Rohrbau-Unterricht ist während des Studiums selbstverständlich. Bei den Klarinettist_innen und Saxofonist_innen kommen unterschiedliche Faktoren zusammen: Ein Kollege erklärte mir, dass das Wissen um den Eigenbau in Deutschland innerhalb von zwei Generationen verloren gegangen sei, in Österreich sogar innerhalb einer einzigen Generation. Ich vermute auch, dass es keinen systematischen Lehrgang gab, sondern dass jeder Klarinettist/jede Klarinettistin seine »Geheimnisse« für sich behalten hat, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Von einem japanischen Kollegen hörte ich beispielsweise, dass der Professor sich immer umgedreht hat, wenn er für einen Schüler das Blatt korrigierte, damit niemand sehen konnte, wie er es anstellt… Wie das bei den Saxofonist_innen genau war, entzieht sich meiner Kenntnis. Grundsätzlich kann man jedoch sagen: Je größer, länger und breiter eine Zunge ist, desto größer ist auch die Schwierigkeit, eine ebenmäßige Zunge zu schnitzen. Hinzu kommt eine Unmenge an Mundstücken, die sich in Größe, Breite, Bahnlänge, Schenkelformen und Kammern unterscheiden. Und somit gestaltet sich auch die Suche nach Maschinen und Schablonen schwierig.
Wäre es nicht einfacher, industriell gefertigte Blätter nachträglich zu bearbeiten?
Man kann industriell gefertigte Blätter nur dann verbessern, wenn die Zungen auf der Seite, die vom Rohrknoten wegweist, geschnitten sind. Dies ist bei fertigen Blättern schlecht und oft gar nicht zu erkennen. Zungen, die in Richtung der Knoten geschnitten sind, klingen nie, weil das Rohrholz in Knotennähe nicht ideal schwingen kann: Die Xyleme gehen dort in eine unregelmäßige »verzahnende« Struktur über. Weil dieser Faktor bei industriell gefertigten Blättern nicht berücksichtigt wird, kauft man Zufallsprodukte: Die einen Blätter sind okay, die anderen leider nicht.